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Ich biss mir mehrmals auf die Unterlippe und dachte zaghaft über meine Entscheidung, mit dem Fremden etwas trinken zu gehen nach. Auch mein Handy holte ich alle paar Sekunden heraus, um auf die Uhr zu sehen und kam mir kurz danach mehr als bekloppt vor, da ich jedes mal zu vergessen schien das es ausgeschaltet war. Was ich sich nicht gedacht hätte war, das um diese Uhrzeit, genau konnte ich es nicht sagen aber ich schätzte kurz nach Mitternacht, die Bar noch bis zum Rand voll mit Frauen in kurzen Cocktailkleidern und Männern in Geschäftskleidung oder Anzügen voll war. Vielleicht sollte ich wirklich mehr unter die Leute gehen, aber andererseits verpasste ich nichts, ich wusste alles, über jeden und niemand wusste etwas über mich, bis auf die wenigen Menschen die dem Government angehörten.
Die von Parfúm und Alkohol geschwängerte Luft war nicht so ganz mein Fall, aber ich riss mich zusammen um mir nichts anmerken zu lassen, ehe ich zu einem der Barhocker stöckelte und mich katzenähnlich und elegant hinsetzte. Natürlich hatte man mir die Benimm-dich Regeln beigebracht, außerdem wusste ich wie man sich hinsetzen musste um Männer für sich zu gewinnen, wie man lächeln musste um ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken und was man sagen musste, damit sie etwas erwiderten. Das alles zu lernen war für mich wie ein Studium für normale Menschen gewesen, ich war schon beinahe Expertin darin, denn nicht nur das viele der Gestaltenwandler hartnäckig und verschlossen waren, sie witterten eine schlechte Lüge schon beinahe und so durfte ich mir in keiner Nacht ein langweiliges Spiel erlauben.
Einen Drink zu bestellen untersagte ich mir anfangs allerdings noch, stattdessen kramte ich erneut mein Handy heraus, starrte auf das schwarze Display und hätte am liebsten genervt aufgestöhnt. Ich war besessen, zumindest schien es so und ich stand unter Zeitdruck, wie jeden Tag.
Als ich, entschlossen es mindestens fünf Minuten nicht mehr anzusehen, mein Handy wegpackte fiel mein Blick auf den Kerl und mir fiel auf, das sein Aussehen sich zwar nicht sonderlich von dem anderer Männer unterschied, aber seine Augen schienen tiefgründer zu sein, zwar war mir das im ersten Moment nicht aufgefallen, aber jetzt, wo ich nicht in Bewegung war hatte ich genug Zeit, ihn zu mustern, wenn auch nicht allzu auffällig.
Ich kenne seinen Namen nicht, stellte ich ein wenig verdutzt fest.
"Sie haben meinen Ausweis unerlaubter Weise gelesen und ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen.", meinte ich, an ihn gewandt und blickte ihn abwartend an, die kühle Maske wahrend aber doch innerlich spürend, wie sie in gewissen Momenten zu bröckeln drohte.

Als ich in der Bar mit Gwendolin (Gott dieses Mädchen brauchte einen Spitznamen) die vollkommen überrascht und sogar leicht fasziniert das Innere der Bar musterte, betrat, war die Luft mit Rauch, Alkohol und sonstigen Gerüchen gefüllt und aus den Lautsprechern tönte guter, alte Rock'n'Roll- der hauptsächliche Grund, wieso ich diese Bar großartig fand. Nicht nur, dass die meisten Frauen hier wirklich scharf waren, sondern auch Musik und die Drinks waren toll hier.
Als wir uns an die Bar setzten, nahm ich in den Augenwinkeln Gwens geschmeidigen Bewegungen wahr und ich war geradezu versucht, ihre "eleganten" Bewegungen mir im Bett vorzustellen... Bei dem Gedanken musste ich über mich selbst grinsen. Ich würde wohl immer derselbe bleiben...
"Rob", rief ich dem Barkeeper, den ich mittlerweile als schon sowas wie einen guten bekannten bezeichnen konnte, zu, als wir uns an die Bar setzten.
"Dasselbe wie immer?", nickte mir Rob zu mit kurzen Blick auf Gwen musste er kurz grinsen, dass er aber schnell wieder verbarg.
"Erstmal 2 Scotch, ich muss dem hübschen Workaholic hier das Leben ausserhalb der Arbeitswelt zeigen", meinte ich und wandte mich dann zu meiner Begleitung zu, die ich dabei erwischte, wie sie mich musterte.
Ach was, taue ich unsere liebe Gwenny hier etwa auf?
Ich verkniff mir einen kleinen Spruch und leckte mir unbewusst über die Lippen. Eine übliche Angewohnheit von mir, die sich egal in welcher Situation zeigte.
Bei ihrer Frage lächelte ich geheimnissvoll und neckend. "Ich, Miss Government heiße Dean und wer wüsste, wer den sonst noch 'unerlaubterweise' gelesen hätte, wenn ich ihn nicht ein unglaublich netter Kerl wäre und ihn dir zurückgegeben hätte", scherzte ich, wobei ein Hauch von Ernst darin lag. Ich hätte den locker beim Schwarzmarkt für viel Geld verkaufen können, doch die Zeiten, als ich das getan hatte, waren längst vorbei, ich hatte mich von meiner Vergangenheit abgeschworen... Auch wenn diese mich immerzu noch verfolgt. "Und wenn du mich weiterhin mit 'Sie' ansprichst, dann fühle ich mich alt, Liebes"
Die zwei Drinks mit Eiswürfel kamen und ich schob ihr den Drink zu, wobei ich ihren kritischen Blick bemerkte.
"Einen Drink trinkt man und starrt nicht nur darauf", schmunzelte ich und trank einen großen Schluck. "Warst du etwa noch nie in einer Bar?"

Rob.
Ich konnte es mir nicht verkneifen, ohne es zu wollen fiel mein Blick auf den Barkeeper und musterte jede seiner Bewegungen bis ins Deteil, heftete sich an seine Augen in der Erwartung, irgendetwas tierisches in ihnen wahrzunehmen und ließ nicht locker, bis eine Bestellung aufgegeben wurde und Rob sich dran machte, einen Drink zu mixen. Ich atmete tief durch und ordnete mich wieder, wenn ich ehrlich zu mir war hatte ich offensichtlich Probleme damit, Privatleben und Arbeit zu trennen denn das einzige, was ich ansehen konnte waren Möbelstücke, aber selbst in ihnen hätte ich, wenn ich gewollt hätte irgendeine gestaltenwandlerähnliche Fratze entdeckt. Ich spürte, wie meine nackte Hand in meine Tasche glitt und etwas ertastete, einen kalten, galtten Display, spürte, wie sich meine Finger um das schlanke Model des Handys schlungen und - riss mich am Riemen, ließ das Gerät los und faltete meine Hände auf meinen halbnackten Schenkeln. Mein Vater hatte mir einmal erzählt, nur eine extravagante Frau wäre eine richtige Frau und wenn ich meinen Job erledigte musste ich eine richtige Frau sein, dazu zählte natürlich das Aussehen, der Charme und das Gewand, so kam es das ich mich kaum von den anderen Damen in der Bar unterschied, bis auf ein paar winzige Deteils, zum Beispiel das ich keinen Halsschmuck oder irgendwelche übertrieben großen Ohrringe trug, um ehrlich zu sein konnte ich Schmuck im Allgemeinen nicht ausstehen, auch wenn ich ihn hin und wieder anlegen musste.
"Auf mich wirkst du kaum wie der nette Junge von neben an. Trotzdem danke, Dean."
Ich schenkte ihm ein geheimnissvolles, aber charmantes Lächeln und legte eine besondere Betonung auf das Wort du, ehe ich meinen Blick abwendete und die Menschen um mich herum beobachtete. Dean, der Name hatte etwas an sich, das mir gefiel, wenn auch nichts was ich genauer benennen könnte.
Als ein Drink vor mir abgestellt wurde, betrachtete ich ihn anfangs etwas skeptisch. Natürlich hatte ich schonmal etwas anderes als Wein getrunken und ich scheute mich auch nicht, es wieder zu tun aber meine Schwäche für Alkohol, die mit dem trinken kam zwang mich schon beinahe, das Getränk anzustarren.
"Ich bevorzuge Geschäftsessen...und Wein.", erklärte ich, an Dean gewandt, griff dann aber zu meinem Glas und trank einen Schluck davon.
Diese Umgebung macht dich nervös, hörte ich eine Stimme in mir piepsen und bemerkte verblüfft, wie sich meine Finger um das Glas herum verkrampft hatten und sich nur schwer lösen ließen.

Ich hob eine Braue, als sie meinen Namen betonte und mir dann ein unerwartetes Lächeln schenkte.
"Das nehme ich als Kompliment an" grinste ich und senkte meine Stimme zu einen rauen Unterton, als ich zum Sprechen weiter ansetzte. "Und du wirkst auch nicht gerade wie die übliche Politikerin auf mich" Ihr Aussehen, ihre Bewegungen- bis auf ihre Ausdrucksweise hätte ich sie nie in diese Schublade befördert, wenn ich nicht ihren Ausweis gesehen hätte. Allerdings wirkte sie sehr brav und gehorsam- vielleicht war sie ja die Tochter irgendeines Politikers oder so, dann würde das Bild von ihr wiederum passen.
"Du bevorzugst Geschäftsessen und Wein", wiederholte ich, wobei ich meine Stimme zu einem ausdrucksvollen, anmutigen Ton hob. "Nun, Miss Gwendolin, dies hier ist ein Geschäftsessen und ich werde es Ihnen definitiv verübeln, wenn sie mir mein Angebot ablehnen" Ich grinste neckend und schob ihr den Alkohol näher zu und mein grinse wurde breiter, als sie dann einen Schluck nahm.
Ich stürzte den Rest des Glases und bestellte ein Bier nach. Da mir der Alkohol noch in der Kehle lag, räusperte ich mich, als ich bemerkte, dass Gwen sich vollkommen verkrampft hatte. "Komm schon Gwenny, entspann dich", seufzte ich und nickte Rob zu, als er mir das Bier hinstellte. "Und lass dein Handy mal in Ruhe, ich werde wahnsinnig, wenn du noch einmal in deine Tasche danach greifst" Zuvor hatte ich bemerkt, wie oft sie mit nervösen Bewegungen danach gegriffen hatte. "Also Government? Du hast wirklich einen miesen Berufsberater. Wie bist du darauf gekommen?"

Ich saß an einem der hinteren Tische der Bar und schwenkte die Eiswürfel in meinem Scotch leicht hin und her. Als Tarnung hatte ich mir vorher eine Blondine auf der Straße angelächelt um sie mit in diese Bar zu nehmen. Es wäre zu auffällig gewesen mich in diese randvolle Bar ganz alleine hin zu setzen. Ich hatte wirkliches Glück mit dieser Location. Aufgrund des Spiegels der an der Wand hing konnte ich immer mal wieder zu ihnen sehen ohne das sie es bemerkten. Natürlich flog mein Blick nur dort hin wenn es auch angebracht war. Zum Beispiel wenn ich so tat als müsste ich über eine witzige Anekdote meiner Begleitung lachen. Dann konnte ich meinen Kopf drehen, oder ihn in den Nacken legen und konnte somit meinen Blick zum Spiegel gleiten lassen. Das hier war kein gewöhnlicher Auftrag den ich zu erledigen hatte. Nein, hier ging es um etwas persönliches.
Das laute Knallen der Akte auf dem Küchentisch ließ mich zusammen zucken. "Sir?" fragte ich verwirrt und schaute zu meinem Vater hoch. "Das mein Sohn ist der Tag auf dem wir lange gewartet haben. Du wurdest jahrelang darauf trainiert. Es wird Zeit das du Verantwortung übernimmst und ein Mann wirst"
Mein Blick war voller Verwirrung. Wovon sprach er? Hatte ich in den letzten Jahren das nicht oft genug bewiesen?
"Klapp sie auf" wies er mich an und ich tat wie befohlen. Als ich die Akte aufklappte konnte ich zuerst nichts ungewöhnliches fest stellen bis ich auf den Nachnamen stieß. Ich hatte ihn schon einmal gehört, aber ich hatte keine Verbindung dazu. "Johnson.." sagte ich, mehr zu mir selber, und ehe ich einen Atemzug nehmen konnte hatte mein Vater seine Hände auf der Tischkante angelehnt und kam meinem Gesicht näher. "Heute mein Junge ist es Zeit die Wahrheit zu erfahren"
Ich trank einen Schluck meines Scotches und ließ die bernsteinflüssige Farbe meine Kehle hinunter gleiten. Das hier war mehr als falsch. Ich sollte das nicht tun. Er konnte nichts dafür. Genauso wie ich wurde er eine Welt hineingeboren in der Dinge passieren die wir nicht kontrollieren können.
Aber mein Vater hatte es befohlen
Und was er sagte gilt
Immer
I dont want this Life.

Ich hätte am liebsten losgekichert. Das man mich für eine Politikerin hielt hatte man mir selten unterstellt, aber verübeln konnte ich es niemandem, immerhin wusste kaum jemand von meiner Arbeit für das Government. Ich beschloss ihm eine Antwort auf sein falsches Bild von mir zu geben. War das falsch? Ich weiß es nicht, sich zu öffnen war nie meine Stärke, aber ich verspürte den Drang, ihm mittzuteilen wer ich wirklich war - zu riskant, aber zumindest verraten das ich definitiv keine Politikerin war konnte man mir nicht schwer nehmen. Oder? Auf den Alkohol konnte ich meine möglicherweise falsche Entscheidung nicht schieben, immerhin hatte ich noch kaum etwas getrunken. Bei diesem Gedanken fiel mein Blick auf das bereits fast leere Glas und ich beschloss, darauf zu achten wie viel ich trank. Noch immer innerlich disskutierend lehnte ich mich ein Stückchen zu ihm hin, gerade so viel das nur er meine Worte verstehen konnte, ehe ich wisperte: "Das liegt vielleicht daran, das ich gar keine Politikerin bin."
Geheimnissvoll lächeln richtete ich mich wieder auf und betrachtete eine junge Frau neben mir an der Bar. Sie war mir schon vor wenigen Minuten aufgefallen und noch immer konnte ich mich nicht von ihr lösen - sie hatte etwas an sich, etwas das alle meine Alarmglocken zum schrillen brachte und beinahe hätte ich meine Stimme zu schnell wieder gefunden und sie angesprochen, doch mitten in einer Bar war es zu riskant. Ich würde schon sehen, wie lange die blonde Schönheit noch bleiben würde, desto länger sie blieb desto besser.
Meine Hände waren eiskalt und ich war vollkommen in Arbeitsgedanken versunken, sodass ich Dean beinahe vergessen hätte, aber als sich seine Stimme neben mir plötzlich hob schenkte ich ihm meine volle Aufmerksamkeit, zumindest den Teil der nicht damit beschäftigt war, sich die Handlungen und Bewegungen der Frau auszuforschen. Könnte ich nur ihre Augen sehen würde ich mein Handy sofort wieder einschalten, es wäre ein leichtes meinen Vater zu kontaktieren, aber wenn er wüsste das ich mit einem Fremden in einer Bar saß, der noch dazu bereits einen Teil über mich wusste würde er zuerst mir und dann Dean den Kopf abreißen.
"So? Was würdest du denn tun wenn ich dein Angebot ablehnen würde?", fragte ich charmant, mit einer gewissen Neugierde als Unterton.
Als er allerdings meine Verkrampftheit ansprach wurde ich wieder ernst und ertappte mich dabei, wie meine Hand erneut in die Gucci Tasche fassten und versuchten, etwas zwischen die Finger zu bekommen. Dann fiel das Gespräch auf das Government und ich wusste, das ich ihn nicht in fremdes Territorum lassen durfte. So wenig über mich zu verraten wie möglich schien mir am angebrachtesten und auch wenn ich es nicht zugeben wollte streubte sich alles in mir, ihn einfach eiskalt anzulügen. Doch bevor ich meine Stimme hob bestellte ich noch einen Drink. Alkohol schien mir angemessen.
Pass auf Gwenny, wer mit dem Feuer spielt verbrennt sich oftmals, hallte die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf wieder, was sie dazu brachte das halbe Glas ihres zweiten Drinks auf der Stelle zu leeren.
"Das ist eine mehr als lange Geschichte, ich glaube ich wusste schon mit sechs Jahren das ich irgendwann einmal zum Government gehören würde, dazu habe ich keinen Berufsberater benötigt.", erklärte ich zaghaft.

Ich hob leicht den Kopf und blickte sie nun neugierig an. "Du bist beim Government, aber keine Politikerin...", stellte ich fest und legte den Kopf schief. Es gab nicht sehr viele Möglichkeiten, wieso sie einen Ausweiß wie diesen hatte. Entweder dieser war gefälscht oder.... Mit etwas gedämpfter Stimme sprach ich weiter. "Soll das etwa heißen, dass du eine eine Art Spionen bist?" Aufmerksam musterte ich ihre Reaktionen. Es waren zwar 3 Jahre her, seit ich bei der Mafia war, doch dort hatte ich gelernt, Leute zu durchschauen, ihre Reaktionen zu deuten. Doch Gwen hier schien gar nicht so leicht durchschaubar zu sein. Vielleicht war ich aber auch einfach nur etwas eingerostet.
Gwens Blick wurde abwesend und blieb an der Blonden neben ihr hängen, sie starrte die junge Blondine, als würde sie nach irgendetwas suchen.
Doch einen Moment später wurde sie wieder auf mich aufmerksam und ich war bei ihren Worten versucht, so einiges darauf zu erwidern, doch ich beließ es bei etwas harmlosen....harmlos auf meine Art und Weise...
"Oh, es gibt so einiges, was ich tun wollen würde...", erwiderte ich und beugte mich ihr näher, meine Hand war ganz in der Nähe ihres Oberschenkels.
"Wow, okay, etwas ungewöhnlich, die meisten 6-jährige wollen Prinzessin werden", meinte ich.

Ich nickte als er mir seine Feststellung mitteilte und blickte mich wieder nach der Blondhaarigen um. Ich war versessen auf meine Arbeit, das stand außer Frage, aber wenn eine Gelegenheit zum greifen nahe war sollte man sie doch packen und nicht wieder loslassen, oder? Ich ertappte mich dabei wie ich mir den weichen Klarlack von den Fingernägeln kratzte und zwang mich, sofort damit aufzuhören und mit den Gedanken bei der Gestaltenwandlerin zu bleiben. Da - eine Umdrehung. Die Frau griff nach ihrer Handtasche, ziemlich ungeschickt und mehr als unelegant, genau so wie es sich für deine Dame nicht gehörte (dies zu bemäkeln ist und bleibt eine meiner schlechten Eigenschaften - Perfektionismus) und ich erhaschte einen kurzen Blick auf ihre hellbraunen, beinahe gelblichen Augen. Kurz davor nach Luft zu schnappen und sofort meinen Vater und Vorgesetzten zu kontaktieren kam mir Deans Frage zu Ohren und ich wendete mich ihm mit einer hochgezogenen Augenbraue zu.
"Liebster Dean, ich habe ja schon oft genug James Bond gesehen, aber sehe ich aus als würde ich Leuten hinterherspionieren oder Agentenmäßig beschäftigt sein?", fragte ich ihn mit einem grinsen im Unterton und schrie mich innerlich an, ich sollte doch einfach den Mund halten und mich auf meine Arbeit konzentrieren, die so viel wichtiger war als alles andere in meinem Leben - immerhin hatte ich kein eigenes Leben, er gehörte dem Government.
Das Gals war leer und der nächste Drink wurde bestellt, auch wenn ich das nicht wollte, die Worte nicht vorhatte zu sagen, sie kamen trotzdem über meine Lippen und im Nu stand das dritte Glas Scotch vor mir. Vielleicht würde mir der Alkohol ja doch irgendwann noch helfen, am liebsten wäre es mir ja wenn er mich für einen kurzen Moment alles vergessen lassen, mich dazu bringen würde, alles stehen und liegen zu lassen und zu genießen. Jeder ist für irgendetwas geschaffen, aber du ganz bestimmt nicht zum blau machen, ermahnte mich mein Verstand und ich kramte nach meinem Handy. Meine Finger befühlten etwas kaltes und ich hoffte inständig mich nicht vergriffen zu haben als -
Ein kleiner Revolver lugte für einen Augenblick hervor, ehe ich ihn mehr als hastig wieder zurück in meine Tasche stopfte. Im nächsten Moment hörte ich Stöckelschuhe, hohe Stöckelschuhe und bemerkte, wie die blonde Schönheit direkt an mir vorbeistöckelte, beinahe wäre ich aufgesprungen doch Deans Worte hielten mich davon ab und ich musste mich mit aller Mühe auf ihn konzentrieren, wieso? Ich weiß es nicht, aber ich ließ mir soeben einen Gestaltenwandler durch die Lappen gehen.
"Dann tu's, oder? Dieses Motto gilt zwar nicht für meine Wenigkeit, aber das Leben ist nicht so lang wie es scheint, also wieso die Zeit damit vergeuden etwas zu wollen, wenn man es haben kann?", antwortete ich und ließ mir von meiner innerlichen Aufregung nichts anmerken, griff stattdessen zum Glas und spürte nach dem nächsten Schluck, wie ich leicht beschwipst meine Tasche auf dem Boden abstellte. Meine Tasche mit dem Ausweis, einem Revolver, Schlaftabletten so wie andere Dinge die ich schon längst hätte nehmen sollen und meinem Handy, das ganz verloren darin herumkugelte.
"Prinzessin werden zu wollen ist ein doofer Berufstraum - das kannst du nicht solange du nicht einen Platz in der Thronfolge hast. Ich verrat dir was - Mit genau sieben Jahren hab ich meinem Vater verraten das ich einmal bei den Olympischen Spielen als Turnerin antreten will. Als Turnerin oder Ballerina oder Rock Star von aller Welt gesehen zu werden ist der ultimative Kindheitstraum, den dir jeder Vater zunichte machen wird, so wie meiner."

Er schien durch und durch ein normaler Kerl zu sein, abgesehen davon das er in einer Mafia Familie aufgewachsen war. Wir teilten uns wohl die selbe Kindheit, beziehungsweise die nicht vorhandende Kindheit. Ich hasste es zu wissen wie viele von uns dort draußen waren. Wie sehr wünschte ich mir das sie aufhören würden ihren Kindern den Umgang mit Waffen beizubringen... das sie ihre Kinder einfach Kinder lassen sein würden.
"Ich werde es dir einmal sagen und du wirst es dir verinnerlichen. Ich will das du dir meine Worte durch den Kopf gehen lässt wenn du IHM eine Kugel durch den Kopf jagst" sagte er kühl und ich nickte. Was blieb mir anderes auch übrig? "Dieser Mann" - dabei tippte er mit seinem Finger gegen das Foto von Dean Johnson - "ist Teil der Gruppe die deine Mutter getötet hat" beendete er seinen Satz und mein Herz setzte kurz aus.
"Mum? Aber.. du hast gesagt... sie wäre friedlich von uns gegangen" war meine leise Antwort. Meine Stimme zitterte leicht und ich traute mich nicht seinen Blick zu erwiedern. "SAM" schrie er plötzlich und schlug seine Faust auf den Tisch sodass dieser kurz wackelte. Mein inneres versteifte sich und mein Blick traf auf seinen.
"Reiß dich zusammen und hör zu!" befahl er und wiedereinmal nickte ich.
"Meine Frau wurde ermordet und nun ist die Zeit reif damit du es erfährst"
"Aber was hat es mit diesem Dean Johnson auf sich?" fragte ich und hätte gleich wissen müssen das es keine gute Idee war nach zufragen.
"Stellst du wirklich meine Anweisungen in Frage Samuel?" zischte er und kam mir gefährlich nahe. "Du wirst ihn umbringen, das ist dein Job, ich habe dich ausgebildet also enttäusche mich nicht Samuel!"
Ich wusste nicht was es mit diesem Dean auf sich hatte, wusste nicht inwiefern er mit dem Tod meiner Mutter zu tun hatte. Ich wusste nur das ich ihn töten musste.
I dont want this Life.

Ich lachte auf. "Also gut genug für ein Bond- Girl siehst du definitiv aus" schmunzelnd trank ich aus meinem Bier und nahm ihr den Drink weg, als sie einen weiteren Scotch trinken wollte. "Ruhig Blut, Sweetheart, zuviel von dem Zeug in der Reihe und du kannst de Abend an der Toilette verbringen und außerdem Scotch ist nicht gerade billig"
Ich wandte mich an Rob. "Einen Sex on the Beach" Es war zwar genauso hochprozentig, doch daran sollte sie erst einmal nippen, bevor sie weitere Gläser stürzte.
Ihr hektischer Blick auf der Blondine lag und sie wirkte ganz unruhig, als diese im Begriff war, dei Bar zu verlassen. Was war mit ihr los? Kannte sie diejenige?
Ich wurde langsam richtig skeptisch. Mein Blick folgte ihrer Hand, die in ihre Tasche glitt und ich entdeckte einen kleinen Revolver hervorblitzen.
Okay langsam wurde ich nicht nur skeptisch sondern richtig neugierig. Was genau hatte sie zu verbergen?
Dass ich überrascht von ihren Worten war, konnte ich nicht verbergen. Zuvor hatte sie mich noch kalt abgewiesen und nun wirkte sie vollkommen übermütig. "Verlockend", meinte ich und ja wie verlockend es auch war! "Aber wenn ich das mache, dann werde ich vielleicht noch wegen Belästigung eines Parlamentsmitglied angezeigt" Schief grinsend lehnte ich mich wieder zurück, wobei meine Finger aber "unbeabsichtigt" über ihren Oberschenkel nah an ihrem Knie neckend und kurz strichen.
"Ich wollte Cowboy werden", erwiderte ich bloß darauf. "Und mein Dad hat gemeint, dass ich alles erreichen kann, wenn ich will" Ich versuchte nicht zu sehr an ihn zu denken, ich fühlte immer noch einen Stich in der Brust, speziell nachdem ich die Wahrheit über den Beruf meines Vaters erfahren hatte, die Wahrheit, wieso meine Mutter immer umziehen musste, wieso ich beobachtet wurde...

Ich dachte kurz über James Bond nach. Ich hatte den Film schon ewig nicht mehr gesehen, da ich in erster Linie keine Zeit oder Lust dazu hatte, obwohl ich mir bei nächster Gelegenheit Skyfall ansehen wollte, immerhin war ich mal so begeistert von den Filmen gewesen, das schuldete ich Daniel Craig doch. Seufzend blickte ich auf meine Tasche und mein Handy, das dort irgendwo verloren gegangen sein musste, als mein Drink aus meiner Hand verschwand, gefolgt von einem leisen Lachen meinerseits. Doch im nächsten Moment ließ das Lachen nach und ich blickte der blonden Frau, die offenbar noch vor der Tür gestanden hatte in die Augen, einer der größten Fehler die ich hätte machen können - sie kannte mich.
Ich atmete tief durch, soll ich mein Handy nehmen? Bescheid geben? Oder es einfach lassen? Es war nur einer von ihnen, mein Vater würde sagen, einer zu viel. Ich durfte nur nicht verzweifelt oder gar zu nervös wirken, das fiel auf. Im nächsten Moment dachte ich noch einmal über den ganzen Abend nach und mir wurde klar, das die anfangs noch so perfekte, kühle Maske zerbröckelt war, ohne irgendetwas, einfach abgebröckelt und nun lag sie wie Staub zu meinen Füßen. Es würde dauern, sie wieder aufzubauen und es würde Zeit brauchen um sie wieder zu perfektionieren, ich war kein Mensch der etwas auf Anhieb gut konnte, es brauchte Zeit und das machte mich hin und wieder verwundbar.
"Ich würde mich selbst nicht als Parlamentmitglied bezeichnen, aber du hast recht - eine Offizierstochter sollte man nie bei Nacht treffen."
Am liebsten hätte ich mich geschlagen. Ganz fest, mitten ins Gesicht. Wie konnte mir so etwas nur einfach so über die Lippen kommen? Ich schob das bereits bestellte Getränk ein wenig weg und überlegte, wie ich diese Worte kaschieren sollte. Natürlich, für irgendwelche Stadtbewohner wie Dean war diese Information vermutlich nicht sonderlich wichtig, etwas das man wissen konnte, aber nicht musste, allerdings galten für mich andere Spielregeln was diesen Punkt betrafen. Wenn diese Information irgendwie in einem Gespräch weitererzählt wurde und in die falschen Hände geriet, erfuhren es die Gestaltenwandler als erste und ich wäre nicht weiter einsatzfähig, ebenso andere vom Government.
Ich tat so als wäre das nicht weiter wichtig und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen den Fingern, schenkte ihm ein Lächeln, in der Hoffnung er würde diesen Punkt nicht weiter ansprechen oder es vielleicht sogar überhört haben.
Renn, war das einzige, was mein Verstand mir aus voller Kehle zuschrie.
"Cowboy?"
Ich konnte mir ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen, als er dann aber erzählte was sein Vater zu ihm gesagt hatte tat mir das Herz weh. Nie hätte ein Rendall-Offizier so etwas zu mir gesagt, für ihn war ein Lob die größte Sünde gewesen.

Sieh mal einer an- Nun hatte sie wirklich geöffnet und mir ihren Beruf verraten, bei dem sie sich zuvor noch so geheimnisvoll verhalten hatte. Anscheinend knackte ich sie langsam aber sicher.
"Offizierstochter", wiederholte ich den Titel und musste an meine Vergangenheit denken. "Nicht schlecht"
"Nein, jetzt hören SIE mir einmal zu, Freundchen- ob Titel eines 'Offiziers' oder auch nicht- meine Privatangelegenheiten hat Sie rein gar nichts anzugehen, klar?", hörte ich die Stimme meines Partners in das Telefon sprechen. "Und wenn Sie nicht damit klar kommen, dann können Sie gerne mit meinen Boss reden"
Er legte auf und gab ein genervtes Stöhnen von sich.
"Wieder Stress wegen den Gestaltwandlern?", fragte ich, während ich meine Pistolen lud. Er hatte in letzter Zeit öfter Telefonate mit dem Offizier und immer ging es um diese Gestaltenwandler.
"Gott, ja seit der Boss diese Deals mit Gestaltenwandler geschlossen hat, bekomme ich keine Ruhe"
Gestaltenwandler... Wusste sie vielleicht davon? ich hatte zwar nie einen gesehen, doch ich hatte schon viel von ihnen gehört...Und der Offizier schien irgendetwas damit zu tun zu haben.
"Und was genau hast du damit zu tun? Ich meine Government, Offiziertochter... Was für eine Rolle spielst du dabei?"
"Hey- wage es ja nicht zu sagen, dass du die alten Westernfilme nicht toll gefunden hast!", drohte ich ihr scherzend.

Am liebsten wäre ich jetzt verschwunden, hätte mich ganz einfach in Luft aufgelöst oder wäre zu Asche zerbröselt, denn als Dean meinen Titel wiederholte wusste ich, dass ihm das offensichtlich nicht entgangen war oder zumindest nicht vollkommen gleichgültig zu sein schien. Lautlos seufzend nippte ich an dem neuen Glas, obwohl ich es am liebsten hinuntergestürzt hätte und blickte mich um, sah zur Tür nur um zu erkennen das die Gestaltenwandlerin vermutlich schon kilometer weit weg war und ihrem Rudel bescheid gab, das sie heute eine junge Frau mit braunen Augen und blonden Haaren gesehen hatte, die ihrem Blick begegnet war. Es war nicht so, dass den Gestaltenwandlern nicht klar war das dort draußen jemand ist, der versucht sie einzufangen und zu töten, für Forschungszwecke zu missbrauchen, doch wer es war wussten sie nicht, sie hatten keine Anhaltspunkte da alle, die das Government kennengelernt hatten festgenommen worden waren. Aber man erkannte den Feind meistens auf den ersten Blick, zu meinem Glück gab es heut zu Tage Haarfärbemittel und wenn ich richtig lag konnten ich und irgendeins der Teams die kleine ganz bestimmt aufspüren.
"Nicht schlecht ist nicht ganz richtig.", murmelte ich und wüsste gerne, wie spät wir es hatten, doch ich zwang mich nicht schon wieder nach meinem Handy zu greifen, noch immer einen gewissen Selbsthass verspürend.
Dean schein in Gedanken versunken und allmählich spürte ich die Wirkung der fehlenden Tabletten, die ich normalerweise schon längst hätte nehmen sollen. Wie schlimm es wohl mit der Zeit werden würde, wenn ich sie ganz absetzte? Vermutlich sehr schlimm, das letzte Mal war ich kurz davor gewesen einfach umzukippen und nicht mehr aufzuwachen. Deans Frage riss mich aus meinen Gedanken und ein leicht verletzter Gesichtsausdruck, den ich nicht verbergen konnte machte sich breit.
"Eine zu große.", kam die knappe Antwort von mir, erpicht darauf nichts weiteres zu diesem Thema zu sagen, auch wenn ich mich heute offensichtlich stark gehen ließ bedeutete das nicht das ich vergessen hatte was streng geheim bedeutete.
"Alte Westernfilme? Ich muss zugeben, in gewisser Weise habe ich eine Schwäche für diese Filme." Ich lächelte charmant, fragte dann aber interessiert: "Und wieso bist du kein Cowboy geworden? Ich dachte du kannst alles werden, was du willst."

Diese Frau machte mich langsam echt wahnsinnig. Wonach griff sie als in ihrer Handtasche? Hatten sie mich entdeckt? Nein unmöglich. Meine Deckung war tadellos, wenn wir eins bei der Mafia lernten dann wie wir uns unauffällig zu verhalten hatten. Ich wusste das meine Zeit nun gekommen war um zu gehen. Ich warf 20 Dollar auf den Tisch und ging mit meiner Begleitung nach draußen. Diese setzte ich anschließend in ein Taxi, worüber sie nicht erfreut war aber anders ging es nicht. Ich konnte nicht all zu lange da drinnen sitzen also musste ich den Ort wechseln. Idealerweise befand sich schräg gegenüber ein schäbiges Hotel in welches ich eincheckte. Vorher holte ich meine Tasche aus dem Auto welches ich um die Ecke geparkt hatte und ging hoch auf das Zimmer. Aus diesem hatte man gute Aussicht auf die Bar und nun hieß es abwarten.
I dont want this Life.


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